Donnerstag, 30. März 2006

14. Der seltsame Steintisch

Nachdem der Alte den Lichtschalter gefunden hatte – es dauerte ein wenig, man wird ja nicht jünger – erfüllte die einer Krypta nicht unähnliche Grotte das Heulen von wahnsinnig alten Generatoren. Kurz darauf flackerten überall an den Wänden dutzende Lämpchen auf und schufen eine fast heilige, gelb-orange Stimmung. Die Generatoren kamen nun vollends in Schwung und wurden leiser. Man konnte jetzt in der Mitte des Raumes einen Steintisch erkennen, der gut und gerne in seinem früheren Leben ein Sarkophag hätte gewesen sein können. Feine altertümliche Muster überzogen ihn, und hätte man nicht so viel Krimskrams und alte Bücher darauf geschmissen, wäre unseren Freunden schon jetzt einiges klar geworden. Hinter ihm erhob sich eine mächtige Steinsäule, deren Kapitell oben in einer unglaublichen Formenpracht endete. Der alte Wurstkübl hastete zum Tisch, kramte einen rostigen Schlüssel aus dem Schreibtisch-Wust hervor und tatterte damit auf einen in der Ecke stehenden, aus Brettern zusammengezimmerten – jedoch geschmackvollen – Schrank zu. Er wurde knarzend aufgeschwenkt und gab den Blick auf hunderte von Oktav-Heftchen frei, jedes säuberlich in Rattenleder gebunden und mit Jahreszahlen tätowiert. Alle waren gespannt, was der Alte nun tun würde – auch er selbst, Sardanapal Wurstkübl.

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