Sonntag, 24. August 2008

19. Besinnliches dank Duftgas oder . . . . . Die Stimme der Stammväter


Die verkokelten sterblichen Überreste der Höhlenbären verbreiteten einen angenehmen Duft in der miefigen Grotte, der teilweise an »Neugrüne Tara-Räucherstäbchen« erinnerte, welche Frau Tömpke stets bei aufkommenden Depressionen und Unterleibsbeschwerden zu entzünden pflegte. Mehlhorn dachte zurück ans Heim, wo jetzt alle Verbliebenen bestimmt beieinander saßen und wacholderjoghurtlöffelnd der drei Entkommenen gedachten. Als Ruckdäschel und Siebenschrot damals heimlich durchs Dachfenster abhauen wollten, hatte er sich ihnen mutig in den Weg gestellt. Er war gerade dabeigewesen, auf dem Dachboden einige Kartons nach dem MOSAIK-Heft* zu durchsuchen, das ihm bei seiner Einweisung abgenommen und nach oben verfrachtet worden war. Er war in diesem Heft (Nummero 1) erst auf der Seite 18 angelangt und wollte jetzt unbedingt wissen, wie den drei Digedags die Flucht aus dem Sultanspalast gelang und ob sie tatsächlich nicht durch den Harem rennen würden. Während Mehlhorn so den Weg verstellte, bekam er jedoch plötzlich Lust, es den drei Comic-Kobolden aus seinem bunten Heftchen gleichzutun und schlug vor, mitzukommen. Ja, er drohte sogar, im Falle der Nichteinwilligung sofort seinen berüchtigten Sirenenschrei loszulassen, der seinen Vorfahren, die wohl einst Nacht- oder Turmwächter gewesen waren, schon den Namen Mehlhorn eingebracht hatte. Denn jedesmal, wenn sie ins Horn stießen, war dieses zu feinem Mehl zerfallen — so destruktiv wirkte die Stimme seiner Stammväter schon. Körperlichen Schaden fürchtend, hatten Siebenschrot und Ruckdäschel eingewilligt und den strammen Burschen mit auf die Reise genommen.

* Das Heft, das sich in Mehlhorns Besitz befindet, ist ein in Sammlerkreisen außerordentlich begehrtes Stück. Handelt es sich hierbei doch um das einzige verbliebene Exemplar der 1. Auflage von 1948! Damals war der Lieferwagen, mit den frischen Heften aus der Druckerei kommend, dummerweise an einer Tankstelle explodiert, weil der russische Unteroffizier, der das Fahrzeug lenkte, unbedingt Machorka rauchen mußte. Das einzig erhaltene Heft war jenes, welches einer der Drucker heimlich nach Dienstschluß mitnahm — dies war Mehlhorns Cousin! Unser Freund erhielt das feine Exemplar zum Geburtstag und wartete verzweifelt auf die Ausgabe Nr. 2, denn er hatte seine Digedags so recht ins Herz geschlossen. Doch muß er sich aufgrund der angespannten Lage auf dem Papiermarkt sehr gedulden, denn erst Weihnachten 1955 kann das erste MOSAIK-Heft nachgedruckt und die Reihe fortgesetzt werden — und wir schreiben jetzt erst das Jahr 1949 …! Näheres dazu entnehme der interessierte Laie bitte der Broschüre »Das Mysterium um Heft 1« von Prof. Thorwald Kremser, Geierschnabel Verlag 2008.

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